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Die Zerreißprobe: Präsenzpflicht vs. Home Office

Killt Home Office unsere Produktivität? Schaffen sich Unternehmen mit Präsenzpflicht selbst ab? 
Bitte anschnallen: 64% aller CEOs glauben laut KPMG Studie1, dass 2026 alle - ja richtig gelesen - alle Arbeitenden wieder ins Büro zurück gekehrt sind.


Inspiriert durch den Spiegel Online Artikel von Maren Hoffmann "Die Vertreibung aus dem Homeoffice-Paradies“ habe ich mich gefragt, wie denn nun die Zukunft des Arbeitens aussehen soll oder muss. Mit Hilfe ausgewählter Studien beantworte ich die Frage, welches Modell bei den Schlüsselfaktoren Innovation und Produktivität am besten abschneidet. Und ganz zum Schluss gehe ich noch eine Wette mit den CEOs aus der KPMG Studie ein.


Erzwungene Rückkehr erzeugt Erschöpfung

Aber jetzt rein in dieses unglaublich spannende Thema: Maren Hoffmann beleuchtet die aktuelle Rückkehrbewegung in deutschen Großunternehmen wie SAP, Volkswagen und Deutsche Bank. Diese Unternehmen fordern verstärkt, dass ihre Mitarbeiter wieder ins Büro kommen. Pauschal wird dies mit mehr Innovation oder besserem voneinander Lernen begründet. Aber pauschal kann ja jeder. Zeit für Daten: Studien zeigen, dass eine Rückkehrpflicht das Erschöpfungslevel der Mitarbeiter erhöht. Eine Langzeitstudie der Universität Konstanz2 ergab, dass nur neun Prozent der Beschäftigten ausschließlich im Büro arbeiten möchten, während die Mehrheit eine hybride Arbeitsweise bevorzugt. Weitere Studien zeigen, dass verpflichtende Rückkehrregelungen keine messbare Leistungssteigerung bewirken, sondern lediglich die Unzufriedenheit der Mitarbeiter erhöhen. Klingt gar nicht gut. Aber wir brauchen mehr harte Fakten…


Produktivität wird durch Remote-Arbeit gesteigert

Die Produktivität von Remote-Arbeitern ist laut mehreren Studien tendenziell höher als die von Büroangestellten. Eine Studie der Stanford University3 fand 2022 heraus, dass Remote-Arbeitende im Sommer 2020 fünf Prozent produktiver waren als ihre Kollegen im Büro. Bis zum Frühjahr 2022 stieg diese Produktivitätsrate auf neun Prozent, da Unternehmen besser auf Remote-Arbeit eingestellt waren und in entsprechende Technologien investierten.


Innovationskraft wird auch Präsenzarbeit gesteigert

Der Drops ist also gelutscht. Alle bleiben zu Hause und alles wird gut. Leider ist es dann doch nicht so eindeutig. Hinsichtlich der Innovationskraft betont eine Studie der Harvard Business Review4, dass spontane Interaktionen im Büro kreative Prozesse fördern können, die in Remote-Umgebungen schwer zu replizieren sind.

Auch der Watercooler-Effekt ist für Unternehmen von Bedeutung: Eine Untersuchung von Workvivo5 zeigt, dass informelle Gespräche und soziale Interaktionen im Büro das Wohlbefinden der Mitarbeiter steigern, da sie Stress abbauen und ein Gefühl der Gemeinschaft fördern. Dies trägt zur allgemeinen Zufriedenheit und Motivation der Mitarbeiter bei.
Und der Datenschutz funktioniert in Präsenz ebenfalls besser als remote. Denn nach HRD Connect6 können Unternehmen, die Sicherheit sensibler Daten besser vor Ort gewährleisten als in den vier Wänden ihrer Angestellten.


Die riesige Chance für Arbeitgeber (und Arbeitnehmende)

Was wirkt wie eine Entweder-Oder-Zerreißprobe ist in Wirklichkeit eine riesige Chance für die Unternehmen. Wer den Widerspruch zwischen verstärkter Präsenzpflicht und flexiblen Arbeitsmodellen auflöst, erschließt sich ein enormes Potenzial und steigert seine Attraktivität im Wettbewerb um die besten Talente.

Unternehmen und Arbeitnehmende müssen ihre Motive hinterfragen: geht es vielleicht doch um Kontrolle über die Angestellten? Kaufe ich die Zeit oder die Arbeitsleistung eines Menschen ein? Geht es darum, möglichst entspannt den Tag bezahlt zu Hause zu verbringen? Will ich die Chance nutzen, um in meinen vier Wänden ein Minimum an Eigeninitiative und Proaktivität zeigen zu müssen? In einer hybriden Welt funktionieren weder althergebrachte Denkmuster, noch individuelle Egoismen.

Beide Seiten müssen ihren Teil zur Erfolgsstory beitragen:
Arbeitgeber, die auf die Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden eingehen und flexible Arbeitsmodelle anbieten, fördern nicht nur die Zufriedenheit und das Wohlbefinden ihrer Belegschaft, sondern auch deren Produktivität und Kreativität. Diese Modelle ermöglichen es den Mitarbeitern, die Vorteile beider Welten zu nutzen: die Ruhe und Flexibilität des Homeoffice sowie die Kollaborationsmöglichkeiten und den direkten Austausch im Büro.

Das Ganze funktioniert aber nur, wenn Arbeitnehmende das entsprechende Mindset mitbringen, um diesen neuen, offeneren Arbeitskontext auch mit entsprechender Leistung zu füllen.


Das Unternehmen und seine Mitarbeiter: eine kuschelige Zweckgemeinschaft

Das Bedürfnis der Organisation soll über allem stehen. Was sich wie ein absolutes Dogma anhört, beinhaltet aber auch die Interessen der Mitarbeitenden. Natürlich wird eine seriöse Organisation sich nicht für die Einzelinteressen eines jeden Mitarbeitenden verbiegen können. Es käme zur Implosion. Was aber jede Organisation berücksichtigen muss: zufriedene Mitarbeiter liefern die höchste Performance. Unzufriedene Mitarbeiter kosten Milliarden. Ein performantes Arbeitsmodell ist also die größtmögliche Schnittmenge zwischen dem Unternehmen und seinen Arbeitnehmenden. Hier gibt es keine pauschale Schablone. Aber Unternehmen tun gut daran, Aufwand in ihr individuelles Arbeitsmodell zu stecken. Denn genau dieser Aufwand skaliert am Ende des Tages erheblich in Produktivität, Innovation, Krankheitstagen und Kündigungsquoten.


PS: hier meine Wette: Hoch geschätzte CEOs der KPMG Studie, ich halte es für ausgeschlossen, dass bis 2026 alle Arbeitnehmenden wieder im Büro sitzen werden. Auch nicht, in den von euch geführten Unternehmen. Falls ich verliere, spende ich gerne 500€ an ein gemeinnütziges Projekt eurer Wahl.


  1. https://kpmg.com/uk/en/home/media/press-releases/2023/10/global-and-uk-ceo-grappling-with-multiple-challenges.html ↩︎
  2. https://www.polver.uni-konstanz.de/en/kunze/research-future-of-work-lab-konstanz/future-of-work-lab-konstanz/ ↩︎
  3. https://www.psychologytoday.com/intl/blog/intentional-insights/202303/the-surprising-truth-about-remote-work-productivity ↩︎
  4. https://www.insightful.io/blog/remote-vs-office-productivity-analysis ↩︎
  5. https://www.workvivo.com/blog/watercooler-conversations/ ↩︎
  6. https://www.hrdconnect.com/2024/06/24/why-a-full-return-to-office-is-gaining-ground/ ↩︎

Foto von Alice Donovan Rouse auf Unsplash

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